LG Köln, Urteil vom 05.08.2010 - 15 O 601/09
Fundstelle
openJur 2012, 88259
  • Rkr:
Tenor

Der Be­klag­te wird ver­ur­teilt, an die Klä­ge­rin 11.668,31 EUR nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 01.03.2009 zu zah­len. Im Üb­ri­gen wird die Klage ab­ge­wie­sen.

Der Be­klag­te trägt die Kos­ten des Rechts­streits.

Das Urteil ist gegen Si­cher­heits­leis­tung in Höhe von 110% des je­weils zu voll­stre­cken­den Be­tra­ges vor­läu­fig voll­streck­bar.

Gründe

TAT­BE­STAND

Die Klä­ge­rin be­gehrt Zah­lung einer Nicht­ab­nah­me­ent­schä­di­gung wegen eines vom Be­klag­ten nicht ab­ge­nom­me­nen Dar­le­hens.

Unter dem 30.09.2008 be­an­trag­te der Be­klag­te über den Zeu­gen G als Fi­nan­zie­rungs­ver­mitt­ler bei der Klä­ge­rin die Ge­wäh­rung eines Dar­le­hens im Nenn­be­trag von 160.000,00 EUR. Die Fi­nan­zie­rung soll­te der Um­schul­dung der zuvor von der Spar­kas­se A ge­tra­ge­nen Fi­nan­zie­rung des Zwei­fa­mi­lien-Wohn­hau­ses des Be­klag­ten in Köln die­nen. Das Be­ra­tungs­ge­spräch zwi­schen dem Be­klag­ten und dem Zeu­gen G fand bei dem Be­klag­ten zu­hau­se statt. Der Dar­le­hens­an­trag ent­hielt auf S. 6 ein Wi­der­rufs­recht; be­züg­lich des ge­nau­en In­halts die­ses Wi­der­rufs­rechts wird auf An­la­ge K2, Bl.17 d.A. ver­wie­sen. Der Be­klag­te er­hielt eben­falls ein Do­ku­ment „In­for­ma­tion und Merk­blatt zum Bau­fi­nan­zie­rungs­dar­le­hen für den Ver­brau­cher“, indem zum einen als zu­stän­di­ger Ver­mitt­ler der Zeuge G an­ge­ge­ben ist, zum An­de­ren im Fließ­text unter Punkt C. „In­for­ma­tio­nen über die Be­son­der­hei­ten des Fern­ab­satz­ver­tra­ges“ eine „Wi­der­rufs­be­leh­rung für den Kun­den“ ab­ge­druckt ist. Hin­sicht­lich des ge­nau­en In­halts die­ses In­for­ma­ti­ons­blat­tes wird auf Bl.30ff. d.A. ver­wie­sen.

Eben­falls unter dem 30.09.2008 er­teil­te der Be­klag­te der Klä­ge­rin Voll­macht zur Ab­lö­sung sei­ner bei der Spar­kas­se A auf­ge­nom­me­nen Dar­le­hen im Ge­samt­be­trag von 110.000,00 EUR. Auf der Ab­lö­se­voll­macht (An­la­ge K3, Bl.36 d.A.) heißt es wört­lich:

„Ich/Wir wurde(n) da­rü­ber in­for­miert, dass bei einer Ab­lö­sung vor Ab­lauf der ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Zins­fest­schrei­bungs­frist die Zu­stim­mung des bis­he­ri­gen Kre­dit­ins­ti­tuts vor­lie­gen muss so­weit mir/ uns nicht en Kün­di­gungs­recht nach § 490 Abs. 2 BGB zu­steht. Ein ent­spre­chen­der Auf­he­bungs­ver­trag ist der DSL Bank vor­zu­le­gen.“

Die Klä­ge­rin nahm den Dar­le­hens­an­trag mit Schrei­ben vom 02.10.2008 an. Mit Schrei­ben vom 02.01.2009 ließ der Be­klag­te über den Zeu­gen G der Klä­ge­rin mit­tei­len, er wolle das Dar­le­hen nicht in An­spruch neh­men. Als Be­grün­dung wur­den in dem Schrei­ben der­zeit nied­ri­ge­re Zin­sen sowie die Wei­ge­rung der Spar­kas­se A ge­nannt, ihn aus den Dar­le­hen zu ent­las­sen (vgl. Schrei­ben An­la­ge K4, Bl.37 d.A.). Die Klä­ge­rin be­rech­ne­te da­rauf­hin mit Schrei­ben vom 15.01.2009 eine Nicht­ab­nah­me­ent­schä­di­gung und mach­te diese gegen­über dem Be­klag­ten gel­tend.

Mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 03.02.2009 wi­der­rief der Be­klag­te dann den Dar­le­hens­ver­trag. Unter dem 11.02.2009 setz­te die Klä­ge­rin eine letz­te Frist zur Zah­lung der Nicht­ab­nah­me­ent­schä­di­gung bis zum 28.02.2009. Eine Zah­lung er­folg­te nicht.

Die Klä­ge­rin ist der An­sicht, ihr stehe die Nicht­ab­nah­me­ent­schä­di­gung zu. Ein et­wai­ges Fehl­ver­hal­ten des Zeu­gen G - das sie be­strei­tet - müsse sie sich nicht zu­rech­nen las­sen.

Die Klä­ge­rin be­an­tragt,

den Be­klag­ten zu ver­ur­tei­len, an sie 11.668,31 EUR nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 12.02.2009 zu zah­len.

Der Be­klag­te be­an­tragt,

die Klage ab­zu­wei­sen.

Er be­haup­tet, die Be­ra­tung durch den Zeu­gen G sei feh­ler­haft ge­we­sen, da der Zeuge G be­haup­tet habe, eine Um­schul­dung der Dar­le­hen von der Spar­kas­se A auf die Klä­ge­rin sei mög­lich. Tat­säch­lich habe sich aber die Spar­kas­se A ge­wei­gert, den Be­klag­ten aus den Dar­le­hens­ver­trä­gen zu ent­las­sen.

Die Klä­ge­rin müsse sich das Fehl­ver­hal­ten des Zeu­gen G zu­rech­nen las­sen. Der Zeuge G habe in der ge­sam­ten Nach­bar­schaft des Be­klag­ten für die Dar­le­hen der Klä­ge­rin ge­wor­ben. Er sei beim Be­klag­ten als Ver­mitt­ler für die Klä­ge­rin auf­ge­tre­ten.

Da­rü­ber hi­naus ist der Be­klag­te der An­sicht, er habe den Dar­le­hens­ver­trag noch im Feb­ru­ar 2009 wirk­sam wi­der­ru­fen kön­nen, weil die Wi­der­rufs­be­leh­rung aus meh­re­ren Grün­den feh­ler­haft ge­we­sen sei.

ENT­SCHEI­DUNGS­GRÜN­DE

Die Klage ist zu­läs­sig und bis auf einen Teil der Zins­for­de­rung be­grün­det.

I.

Die Klä­ge­rin hat gegen den Be­klag­ten einen An­spruch auf Zah­lung einer Nicht­ab­nah­me­ent­schä­di­gung in Höhe von 11.668,31 EUR gem. § 280 Abs. 1 BGB i.V.m. dem zwi­schen den Par­tei­en ab­ge­schlos­se­nen Dar­le­hens­ver­trag.

1.

Zwi­schen den Par­tei­en ist ein wirk­sa­mer Dar­le­hens­ver­trag zu­stan­de ge­kom­men. Die­ser Dar­le­hens­ver­trag ist ins­be­son­de­re nicht durch einen Wi­der­ruf des Be­klag­ten un­wirk­sam ge­wor­den.

Der Wi­der­ruf des Be­klag­ten im an­walt­li­chen Schrei­ben vom 03.02.2009 war ver­spä­tet. Zum da­ma­li­gen Zeit­punkt war die zwei­wö­chi­ge Wi­der­rufs­frist, die dem Be­klag­ten zu­stand, be­reits ab­ge­lau­fen.

a)

Der Be­klag­te hat seine Wil­lens­er­klä­rung zum Ab­schluss des Dar­le­hens­ver­tra­ges am 30.09.2008 ab­ge­ge­ben und ein Ex­emp­lar des Dar­le­hens­an­trags be­hal­ten (vgl. Schrift­satz des Be­klag­ten vom 13.01.2010, Bl.75 d.A.). In die­sem schrift­li­chen Dar­le­hens­an­trag war eine Wi­der­rufs­be­leh­rung ent­hal­ten (Seite 6 von 18 des Dar­le­hens­an­trags). Diese Wi­der­rufs­be­leh­rung ist ent­ge­gen der An­sicht des Be­klag­ten nicht feh­ler­haft.

aa)

Zu­nächst hat der Be­klag­te nicht zwei Wi­der­rufs­be­leh­run­gen er­hal­ten, son­dern nur eine. Es ist zwar rich­tig, dass das For­mu­lar „In­for­ma­tion und Merk­blatt zum Bau­fi­nan­zie­rungs­dar­le­hen für den Ver­brau­cher“ noch­mals den Text der Wi­der­rufs­be­leh­rung ent­hielt. Bei dem For­mu­lar han­delt es sich aber ein­deu­tig nicht um eine zu einer Ver­trags­er­klä­rung ge­hö­ren­de Be­leh­rung, son­dern um eine all­ge­mei­ne In­for­ma­tion. Un­ab­hän­gig davon sind beide Be­leh­run­gen auch wort­gleich und dem Be­klag­ten am sel­ben Tag er­teilt wor­den, so­dass eine Un­klar­heit zu Las­ten des Be­klag­ten nicht ent­ste­hen kann.

bb)

Die Wi­der­rufs­be­leh­rung ist auch hin­rei­chend deut­lich ge­stal­tet, ins­be­son­de­re ist die Über­schrift „Wi­der­rufs­recht“ im Dar­le­hens­an­trag durch Groß­buch­sta­ben und Fett­druck her­vor­ge­ho­ben, die wei­te­ren Über­schrif­ten „Wi­der­rufs­recht“, „Form des Wi­der­rufs“, „Be­ginn der Wi­der­rufs­frist“, „Ad­res­sat des Wi­der­rufs“, „Wi­der­rufs­fol­gen“ etc. ist eben­falls fett ge­druckt. Da­rü­ber hi­naus ist der ge­sam­te Be­reich des Wi­der­rufs­rechts um­ran­det und wird durch die Unter­schrift des Be­klag­ten ab­ge­schlos­sen. Damit sind die Vo­raus­set­zun­gen, wo­nach eine Wi­der­rufs­be­leh­rung sich in nicht zu über­se­hen­der Weise aus dem rest­li­chen Ver­trags­text her­vor­he­ben muss, er­füllt. Hin­sicht­lich der vom Be­klag­ten ge­rüg­ten „zwei­ten“ Wi­der­rufs­be­leh­rung ist diese Art der Her­vor­he­bung nicht er­for­der­lich, da es sich - wie oben be­reits dar­ge­stellt - um ein blo­ßes all­ge­mei­nes In­for­ma­tions­blatt han­delt.

cc)

Schließ­lich ist auch die in der Wi­der­rufs­be­leh­rung ent­hal­te­ne Frist be­züg­lich der Ab­ga­be des Wi­der­rufs rich­tig dar­ge­stellt. Die von der Klä­ge­rin ver­wen­de­te For­mu­lie­rung

„Die Wi­der­rufs­frist be­ginnt zu dem Zeit­punkt, zu dem der Dar­le­hens­neh­mer

- ein Ex­emp­lar die­ser Be­leh­rung

- und eine Ur­kun­de oder eine Ab­schrift des Dar­le­hens­ver­tra­ges oder das Ver­trags-/ Dar­le­hens­an­ge­bot des Dar­le­hens­neh­mers, das alle Ver­trags­be­din­gun­gen ent­hält, - im Ori­gi­nal oder in Ab­schrift - sowie die Fi­nan­zie­rungs­be­din­gun­gen

er­hal­ten hat.“

ist nicht zu be­an­stan­den. Sie ent­spricht dem Ge­set­zes­wort­laut. Die Ver­wen­dung der Mus­ter­be­leh­rung nach BGB-InfoV ist für die Un­ter­neh­mer nicht zwin­gend; viel­mehr ist die Wi­der­rufs­be­leh­rung ein­zig an den An­for­de­run­gen des Ge­set­zes zu mes­sen. Es ist auch nicht er­for­der­lich, zu­sätz­lich über Be­ginn und Ende der Wi­der­rufs­frist nach den §§ 187ff. BGB zu be­leh­ren; er­for­der­lich ist le­dig­lich, dass für den Ver­brau­cher klar ist, an wel­ches Er­eig­nis der Frist­be­ginn an­knüpft (BGHZ 126, 56).

Der Frist­be­ginn ist auch nicht des­we­gen falsch be­zeich­net, weil die Frist erst mit Ab­schluss des Ver­tra­ges an­fan­gen würde zu lau­fen. Der Wort­laut des § 355 Abs. 1 BGB spricht von der „auf Ab­schluss des Ver­tra­ges ge­rich­te­ten Wil­lens­er­klä­rung“. § 355 Abs. 2 BGB stellt für den Frist­be­ginn auf den Zeit­punkt ab, „zu dem der Ver­brau­cher eine deut­lich ge­stal­te­te Be­leh­rung über sein Wi­der­rufs­recht (…) in Text­form mit­ge­teilt wor­den ist (…)“. Bei schrift­lich ab­zu­schlie­ßen­den Ver­trä­gen - wie hier - legt § 355 Abs. 2 S. 3 BGB da­rü­ber hi­naus noch fest, dass die Frist nicht zu lau­fen be­ginnt, bevor dem Ver­brau­cher auch eine Ver­trags­ur­kun­de, der schrift­li­che An­trag des Ver­brau­chers oder eine Ab­schrift der Ver­trags­ur­kun­de oder des An­trags zur Ver­fü­gung ge­stellt wur­den. Diese Vo­raus­set­zun­gen ein­schließ­lich ent­spre­chen­der Be­leh­run­gen sind hier er­füllt. Dem Ge­setz ist ge­ra­de nicht zu ent­neh­men, dass die Frist, soll­te die Be­leh­rung vor Ver­trags­schluss er­fol­gen, erst nach Ver­trags­schluss zu lau­fen be­ginnt und da­rü­ber zu be­leh­ren wäre. Viel­mehr ist es aus­drück­lich aus­rei­chend, dass dem Ver­brau­cher sein ei­ge­nes schrift­li­ches An­ge­bot vor­liegt. Dies ist auch unter Be­rück­sich­ti­gung der schutz­wür­di­gen In­te­res­sen des Ver­brau­chers über­zeu­gend. Der Ver­brau­cher hat, wenn die Wi­der­rufs­frist zu lau­fen be­ginnt, be­reits ein bin­den­des An­ge­bot ab­ge­ge­ben, er ist sich also über den In­halt des ab­zu­schlie­ßen­den Ver­tra­ges im Kla­ren. Damit aber ist es ihm auch mög­lich, in­ner­halb von zwei Wo­chen ab Ab­ga­be die­ses An­ge­bots (wenn die wei­te­ren Vo­raus­set­zun­gen er­füllt sind) zu ent­schei­den, ob er sich an die­ser Wil­lens­er­klä­rung fest­hal­ten las­sen möch­te oder nicht. Davon ab­ge­se­hen, kann es auch nicht zu Las­ten der Klä­ge­rin gehen, dass mög­li­cher­wei­se der Ge­set­zes­text nicht ein­deu­tig ge­fasst ist.

dd)

So­weit der Be­klag­te gel­tend macht, die Wi­der­rufs­be­leh­rung sei feh­ler­haft, weil es sich vor­lie­gend um ein Fern­ab­satz­ge­schäft han­de­le und sich da­raus er­ge­ben­de In­for­ma­ti­ons­pflich­ten der Klä­ge­rin nicht er­füllt wor­den seien, so kann er auch damit nicht ge­hört wer­den, da kein Fern­ab­satz­ge­schäft vor­liegt.

Gem. § 312b Abs. 1 BGB sind Fern­ab­satz­ge­schäf­te Ver­trä­ge über die Lie­fe­rung von Waren oder über die Er­brin­gung von Dienst­leis­tun­gen, ein­schließ­lich Fi­nanz­dienst­leis­tun­gen, die zwi­schen einem Un­ter­neh­mer und einem Ver­brau­cher unter aus­schließ­li­cher Ver­wen­dung von Fern­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­teln ab­ge­schlos­sen wer­den, es sei denn, dass der Ver­trags­schluss nicht im Rah­men eines für den Fern­ab­satz or­ga­ni­sier­ten Ver­triebs- oder Dienst­leis­tungs­sys­tems er­folgt.

Hier ist der Ver­trag nicht aus­schließ­lich über die Ver­wen­dung von Fern­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­teln zu­stan­de ge­kom­men. Zwar haben Klä­ge­rin und Be­klag­ter nicht di­rekt mit­ei­nan­der kom­mu­ni­ziert. Aber der Zeuge G war als Ver­mitt­ler und damit als An­sprech­per­son tätig. Schutz­zweck des § 312b BGB ist, dass der Ver­brau­cher in der Pra­xis keine Mög­lich­keit hat, vor Ab­schluss des Ver­tra­ges das Er­zeug­nis zu sehen oder die Eigen­schaf­ten der Dienst­leis­tung im Ein­zel­nen zur Kennt­nis zu neh­men. Diese De­fi­zi­te sol­len die Fern­ab­satz­vor­schrif­ten aus­glei­chen. Ist eine zwi­schen Un­ter­neh­mer und Ver­brau­cher ein­ge­schal­te­te Per­son in der Lage und damit be­auf­tragt, dem Ver­brau­cher in einem per­sön­li­chen Ge­spräch nä­he­re Aus­künf­te über die an­ge­bo­te­ne Ware oder Dienst­leis­tung zu geben, so kommt der Ver­trag nicht aus­schließ­lich über die Ver­wen­dung von Fern­kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­teln zu­stan­de (vgl. hier­zu BGH, Urteil vom 21.10.2004, Az. III ZR 380/03, in dem er aus­drück­lich den Ver­mitt­ler nennt). Dies läuft auch nicht dem Schutz­zweck zu­wi­der, da dem Ver­brau­cher der Ver­mitt­ler als An­sprech­per­son zur Ver­fü­gung stand.

Damit war die Wi­der­rufs­be­leh­rung ins­ge­samt ord­nungs­ge­mäß. Als der Be­klag­te dann am 03.02.2009 seine Ver­trags­er­klä­rung wi­der­rief, war daher die zwei-Wo­chen-Frist be­reits ab­ge­lau­fen.

2.

Indem der Be­klag­te sich wei­ger­te, den Dar­le­hens­be­trag ab­zu­neh­men, ver­stieß er gegen seine aus dem Dar­le­hens­ver­trag re­sul­tie­ren­den Pflich­ten. Ins­be­son­de­re war er nicht des­we­gen zur Nicht­ab­nah­me be­rech­tigt, weil der Zeuge G sei­ner­seits ihm ob­lie­gen­de Pflich­ten ver­letzt hätte.

Es kann hin­sicht­lich des Zeu­gen G of­fen­blei­ben, ob sich die Klä­ge­rin ein even­tu­el­les Fehl­ver­hal­ten des Zeu­gen zu­rech­nen las­sen muss. Der Be­klag­te hat be­reits eine Pflicht­ver­let­zung des Zeu­gen nicht schlüs­sig vor­ge­tra­gen. Er hat zwar be­haup­tet, der Zeuge G habe ihm mit­ge­teilt, die Kre­di­te bei der Spar­kas­se A seien künd­bar, da die Zins­bin­dung ab­ge­lau­fen sei. Er hat wei­ter be­haup­tet, die Spar­kas­se A habe sich dann spä­ter ge­wei­gert, ihn aus den Dar­le­hens­ver­trä­gen zu ent­las­sen. Ab­ge­se­hen davon, dass er dies nicht (bei­spiels­wei­se durch ein ent­spre­chen­des Schrei­ben der Spar­kas­se A) be­legt hat, ist je­doch auch dann, wenn man eine sol­che Wei­ge­rung unter­stellt, nicht si­cher, dass der Zeuge G pflicht­wid­rig han­del­te. Der Be­klag­te hat näm­lich nicht vor­ge­tra­gen, dass die Spar­kas­se A zu ihrer Wei­ge­rung auch be­rech­tigt war. Nur in die­sem Fall könn­te das Ver­hal­ten des Zeu­gen G pflicht­wid­rig sein. Der Vor­trag im nicht nach­ge­las­se­nen Schrift­satz vom 15.07.2010 ist gem. § 296a ZPO ver­spä­tet und mit­hin un­be­acht­lich. Im Üb­ri­gen muss sich der Be­klag­te nach dem nun ge­schil­der­ten Sach­vor­trag - näm­lich, dass der Be­klag­te be­reits An­fang Sep­tem­ber 2008 ein Schrei­ben der Spar­kas­se A er­hal­ten hat, indem es um die Ver­län­ge­rung des ur­sprüng­li­chen Dar­le­hens ging - die eige­ne Kennt­nis von dem Schrei­ben (sie waren ja an ihn ge­rich­tet) selbst zu­rech­nen las­sen. Dass der Be­klag­te die nun vor­ge­leg­ten Schrei­ben auch dem Zeu­gen G vor­ge­legt hätte, ist nicht vor­ge­tra­gen. Soll­te dies nicht der Fall ge­we­sen sein, wäre auch dies An­lass, ein er­heb­li­ches Mit­ver­schul­den des Be­klag­ten an­zu­neh­men.

Eine Pflicht­ver­let­zung des Zeu­gen G ist somit nicht schlüs­sig dar­ge­tan. Einer Be­weis­auf­nah­me be­darf es in­so­weit nicht.

Der Be­klag­te kann sich zur Recht­fer­ti­gung sei­ner Nicht­ab­nah­me auch nicht auf das Recht zur au­ßer­or­dent­li­chen Kün­di­gung gem. § 313 BGB nach den Grund­sät­zen des Weg­falls der Ge­schäfts­grund­la­ge be­ru­fen. Die Ein­satz­mög­lich­keit des Dar­le­hens­be­tra­ges zur Um­schul­dung be­reits be­ste­hen­der Dar­le­hen liegt im Ri­si­ko­be­reich des Be­klag­ten. Dies folgt zum Einen aus all­ge­mei­nen Er­wä­gun­gen, wo­nach der Dar­le­hens­neh­mer dafür ver­ant­wort­lich ist, dass er das Dar­le­hen zu dem von ihm be­ab­sich­tig­ten Zweck ein­set­zen kann. Zum An­de­ren folgt dies aber auch aus dem Wort­laut der Ab­lö­se­voll­macht, in der aus­drück­lich da­rauf hin­ge­wie­sen wird, dass bei einer Ab­lö­sung vor Ab­lauf der Zins­fest­schrei­bungs­frist die Zu­stim­mung des bis­he­ri­gen Kre­dit­ins­ti­tuts vor­lie­gen oder ein Kün­di­gungs­recht gem. § 490 Abs. 2 BGB be­ste­hen muss. Die­sen Hin­weis hat der Be­klag­te un­ter­zeich­net (vgl. An­la­ge K3, Bl.36 d.A.). Wie oben dar­ge­stellt, kann er nicht damit ge­hört wer­den, dass der Zeuge G ihm die Künd­bar­keit der Dar­le­hen der Spar­kas­se A zu­ge­si­chert hat, da er nicht zu­gleich vor­ge­tra­gen hat, dass die Spar­kas­se A ein Recht hatte, ihn nicht aus den Ver­trä­gen zu ent­las­sen.

3.

Das Ver­schul­den des Be­klag­ten wird gem. § 280 Abs. 1 S. 2 BGB ver­mu­tet.

4.

Die Klä­ge­rin hat ihren Scha­den in Ein­klang mit der Recht­spre­chung be­rech­net, wobei der Be­klag­te dem  gel­tend ge­mach­ten An­spruch weder hin­sicht­lich der Be­rech­nung noch hin­sicht­lich der Höhe ent­ge­gen ge­tre­ten ist.

II.

Der Zins­an­spruch folgt aus dem Ge­sichts­punkt des Ver­zu­ges, §§ 286, 288 BGB, wobei Ver­zugs­be­ginn ent­ge­gen des Vor­tra­ges der Klä­ge­rin erst der 01.03.2009 ist, weil sie selbst eine Zah­lungs­frist bis zum 28.02.2009 ge­setzt hatte.

Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 92 Abs. 2 Nr. 1 ZPO.

Die Ent­schei­dung über die vor­läu­fi­ge Voll­streck­bar­keit folgt aus § 709 ZPO.

Streit­wert:              11.668,31 EUR